Jana Ferrari

Meine Geschichte

Hallo, mein Name ist Jana Ferrari, ich bin 1978 geboren und lebe in einer Patchworkfamilie mit zwei Pubertieren.

Mit dem Lipödem wurde ich das erste mal vor knapp 20 Jahren konfrontiert. Ich muss dazu sagen, dass ich, seit ich ein Teenager war, immer schon mit Gewichtsproblemen zu tun hatte. Ich nahm schneller zu als meine Freundinnen, konnte es aber dank meiner Mutter dann wieder abnehmen, allerdings mit sehr viel Disziplin.

Als ich das erste mal mit dem Lipödem konfrontiert wurde war ich Anfang 20. Ich war auf einer Kerzen- Party, wollte eigentlich mein Zuhause verschönern. Eine Kollegin sprach dann die Dame an, die Ihre Praxis (übrigens für Lymphdrainagen) für die Party zur Verfügung gestellt hatte.

„Du, schau Dir mal Janas Beine an . Kann man da nicht was machen?“

Meine Kollegin wusste von meinen täglichen Schmerzen in den Beinen abends nach der Arbeit. Ich hatte wohl hin und wieder etwas mehr gejammert. Auf jeden Fall schlug sie die Hände überm Kopf zusammen, und meinte dann: „Oh, das sieht ja nicht gut aus, aber da können wir was machen.“

So ergab dann eins das andere und keine zwei Wochen später saß ich bei einer sogenannten Spezialistin im Wartezimmer, die dann letztendlich zu mir sagte: „ na Mädel, haste wohl pommersche Beine, kann man nicht viel machen .“

Ich war zutiefst enttäuscht und nahm den nächsten Termin gar nicht erst wahr.

Die Besitzerin begann trotz allem mit der Drainage und innerhalb eines Monats hatte ich in beiden Beinen 1,5 Liter weniger Flüssigkeit. Ich startete einen neuen Versuch bei einer anderen Ärztin und was soll ich sagen, ich bin bis heute ihre Patientin.

Von da an sah mein Leben so aus. Kompression und Lymphdrainage.

Allergie an den Beinen durch die Kompression. Juckreiz ohne Ende. Eine Kompression nach der anderen, zeitweise sogar mit einer Feinstrumpfhose darunter, um diese juckenden Pickelchen zu vermeiden. Nach knapp zwei Jahren dann hatten wir eine mit höherem Baumwollanteil gefunden, die ich gut vertragen konnte.

Mein Leben nahm seinen Lauf, ich habe mich nie viel damit beschäftigt. Habe immer mehr zugenommen, vor allem nach der Schwangerschaft . Mein höchstes Gewicht waren knapp 80 kg bei einer Größe von 160 cm.

Ich fing an, mich mit Ernährung zu beschäftigen. Es wollte einfach nicht in meinen Kopf, dass da nichts möglich sein sollte, dass man sich damit abfinden müsse, mit lipödem dick zu sein.

Es funktionierte auch sehr gut . Ich nahm wirklich viel ab und schaffte es bis auf 61-62 kg . Ich fühlte mich super. Aber mein Kopf war noch nicht bereit .

Beim kleinsten Stress (Trennung von meinem langjährigen Partner) nahm ich wieder zu. Es war ein auf und ab.

Bis ich meinen heutigen Partner kennenlernte. Er hatte nicht eine Sekunde ein Problem damit, dass ich Strumpfhosen trug, die man nicht einfach mal so vom Leib reißen konnte. Er unterstützte mich in jeglicher Hinsicht . Und vor allem, dafür bin ich ihm sehr dankbar, hat er mich mental dort hin begleitet, wo ich heute bin.

Er hat mir einen Weg aufgezeigt, den ich bis dahin völlig außer acht gelassen hatte. Er hat mir gezeigt, dass ich mein Leben mit dem Lipödem nicht mehr als Qual betrachten soll. Ich muss die Krankheit annehmen, sie ist ein Teil von mir. Ich habe gelernt, gewisse Regel und Strukturen, was das Lipödem angeht, als selbstverständlich zu sehen. Ich habe gelernt, diese Dinge in Routinen umzuwandeln, nicht mehr innerlich dagegen anzukämpfen sondern damit zu leben. Und siehe da, ich habe mir ein Leben geschaffen, in dem es mir Freude bereitet, gesund zu kochen, Spaß am Sport zu haben. Meine Kompression als Segen anzusehen, da sie mir Schmerzfreiheit schenkt. Zusammen mit einer Low carb Ernährung und der richtigen Versorgung mit Vitaminen und Nährstoffen habe ich meinen Körper zu einem Zustand verholfen, der Normalität bedeutet für den Alltag.

Ich bin glücklich, ich weiß, was mir gut tut und wie ich mit Lipödem schön sein kann. Ich habe aufgehört, mir den Kopf darüber zu zerbrechen, was andere über mich denken. Wie andere es finden, wenn ich im Rock oder Kleid daher komme im Sommer, und das mit einer fetten Strumpfhose darunter. Und siehe da, ich werde bewundert. Und es ist gar nicht das eingetreten, wovor ich mich immer gefürchtet habe. Keiner lacht mich aus oder belächelt es. Aber das liegt nicht an den anderen, sondern an mir selbst und an dem, wie ich darüber denke.

Ich habe gelernt, dass mein Glück einzig und allein von der Beschaffenheit meiner Gedanken abhängt. Und genau das ist der erste Schritt, den man gehen muss. Sich mental zu stärken. Dann kann man auch mit Lipödem ein glückliches und schmerzfreies Leben führen.

Aus diesem Grund habe ich auch nebenberuflich mit einer Gesundheitswissenschaftlerin zusammen eine Lipödemberatung gegründet und wir konnten schon vielen Betroffenen helfen.

Ich hätte mir gewünscht, dass es sowas schon vor 20 Jahren gegeben hätte. Das hätte mir einiges Leid erspart. Heute wünsche ich mir, dass andere Frauen nicht die selben Fehler machen, wie ich es getan habe. Sondern stark und glücklich in die Zukunft schauen.

Mein Zeitungsartikel

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