Versorgung Arm & Bein

Kurzfassung für Ödem Patienten. Basisbehandlung phlebologischer Krankheitsbilder und lymphologischer Erkrankungen ist die Kompressionstherapie: in der Initialbehandlung bei ausgeprägtem Ödem im Rahmen der KPE (Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie) mit Kompressionsverbänden, in der Dauertherapie mit medizinischen Kompressionsstrümpfen und eventuell zusätzlich mit intermittierender pneumatischer Kompression (siehe Medizinische Kompressionstherapie Hilfsmittel zur Kompressionstherapie sind grundsätzlich im Hilfsmittelverzeichnis der gesetzlichen Krankenkassen (nachfolgend: GKVHilfsmittelverzeichnis) in der Produktgruppe 17 gelistet. 

Kompressionsstrümpfe können somit auch von Ärzten verordnet werden, die in der hausärztlichen Versorgung tätig sind. Vor einer Verordnung von Kompressionsstrümpfen ist abzuklären, ob die eindeutige Motivation des Patienten zur Durchführung der Kompressionsbehandlung und die Fähigkeit des Patienten, selbstständig das Hilfsmittel anzuwenden, oder zuverlässige Hilfspersonen zu diesem Zweck vorhanden sind. Zusätzlich ist auch die Verordnung von An- und Ausziehhilfen zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung möglich
(Produktgruppe 02 des Hilfsmittelverzeichnisses).


Arm & Bein

Bei medizinischen Kompressionsstrümpfen handelt es sich um medizinische Hilfsmittel, die bei Ödem & Venenproblemen der Arzt bei Notwendigkeit verordnet und im medizinischen Fachhandel erst nach exaktem Maßnehmen der Beine abgegeben wird. Je nach Krankheitsbild und Körpermaßen erhält der Patient "seinen" Kompressionsstrumpf.

Passt ein Kompressionsstrumpf nicht genau, kann dies sogar negative Auswirkungen auf die Gesundheit des Strumpfträgers haben. Zudem gibt es so genannte Kontraindikationen (Gegenanzeigen), bei denen Kompressionsstrümpfe nicht getragen werden dürfen, wie z.B. bei arteriellen Erkrankungen (Bluthochdruck, Raucherbein). Allein der Arzt entscheidet darüber, ob ein medizinischer Kompressionsstrumpf getragen werden soll und darf.

Lassen Sie medizinische Kompressionsstrümpfe deshalb immer nach ärztlicher Verordnung im medizinischen Fachhandel exakt auf Ihre Maße anpassen und achten Sie bei der Wahl Ihre Kompressions - Strümpfe auf fachlich kompetente Hersteller weil Sie davon ausgehen können das diese K-Strümpfe mit hohem technischen Know-How gefertigt und medizinisch wirksam sind.

Wichtiger Hinweis: Kompressionsstrümpfe, gleich ob Flach- oder Rundstrick, Mass oder Serie sind Hilfsmittel.   Deshalb haben sie ja auch eine Hilfsmittelnummer und sind im Hilfsmittelverzeichnis gelistet. Hilfsmittel sind im Gegensatz zu Arznei-, Verband- und Heilmitteln nicht budgetiert. Hilfsmittel sind auf dem Kassenrezept mit einer 7 im Hilfsmittelfeld zu kennzeichnen. Sie sollen nicht zusammen mit einem Arzneimittel auf dem gleichen Rezept verordnet werden, um nicht versehentlich in das Arznei-, Verband- und Heilmittelbudget hineingerechnet zu werden. 


… warum bei Lymphödemen flachgestrickte Kompressionsstrümpfe  indiziert sind? 

Beim Flachstrickverfahren entsteht im Gegensatz zum so genannten Rundstrickverfahren ein flaches, zweidimensionales Gestrick. Bei diesem Strickverfahren ist es daher möglich, Maschen zu- oder abzunehmen und die Form des Strumpfes dadurch auf alle existierenden Umfangsvariationen abzustimmen. So wird auch bei extremen Ödemformen ein optimaler Druckverlauf ermöglicht. Flachgestrickte Kompressionsstrümpfe sind außerdem formstabiler. Sie legen sich nicht in die Hautfalten von Ödempatienten, unerwünschte Einschnürungen werden verhindert. Der Massageeffekt, den die gröbere Struktur der flachgestrickten Produkte auf das subkutane Bindegewebe auslöst, hat einen positiven Einfluss auf die Kontraktion der Lymphgefäße. Die höhere Luftdurchlässigkeit und Atmungsaktivität erhöhen zudem die Patientencompliance.

Ein weiterer Vorteil der Flachstrickprodukte ist, dass der Arbeitsdruck – also der physikalische Druck, den das Gestrick gegen die Bewegung der Muskulatur erzeugt – wesentlich höher ist. Bei Ödempatienten wird dadurch die Gefahr einer Reödematisierung deutlich verringert. Übrigens: Die Verordnung medizinischer Kompressionsstrümpfe belastet Ihr Arznei und Heilmittelbudget nicht! QuelleEurocom 

Vor seiner Verordnung muss der Arzt folgende Überlegungen anstellen:

  • Welche Diagnose liegt vor?
  • Welche Strickart ist erforderlich (i. d. Regel Flachstrick)?

Die aktuelle Fortschreibung der Produktgruppe 17 „Hilfsmittel zur Kompressionstherapie" des Hilfsmittelverzeichnisses der gesetzlichen Krankenkassen sieht außerdem vor:

Kompressionsklasse

Eine starre Zuordnung der unterschiedlichen Ausprägung von Schädigungen/Krankheitsbildern zu Kompressionsklassen (KKL) ist nicht durchgehend möglich, da auch individuelle Faktoren eine entscheidende Rolle für die Akzeptanz der Versorgung mit Hilfsmitteln zur Kompressionstherapie spielen. So können z. B. Lymphödeme, die eigentlich eine Versorgung mit Produkten der KKL III erforderlich machen, der Patient aber nur eine KKL II toleriert, im Einzelfall mit niedrigeren Kompressionsklassen versorgt werden. Es ist dann gemäß GKV-Hilfsmittelverzeichnis unter Abwägung der individuellen Bedingungen besser, einen Kompressionsstrumpf einer niedrigeren Kompressionsklasse zu tragen als gar keinen medizinischen Kompressionsstrumpf

Serien- und Maßstrumpf

Falls eine Versorgung mit einem Serienstrumpf durch eine erhebliche Abweichung von einem Messpunkt und/oder größeren Abweichungen an mehreren Messpunkten nicht möglich ist, wird eine Maßanfertigung vorgenommen. Die Vermessung der Beine und Arme zur Bestimmung der zweckmäßigen Versorgung nimmt der Hilfsmittelversorger bzw. das Sanitätshaus als Vertragspartner der Krankenkasse vor. 

Umfangreiche, genauere Informationen  finden Sie auf der Internetseite der Eurocom (Herstellervereinigung für Kompressionstherapie)

Die aktuelle Fortschreibung der Produktgruppe 17 „Hilfsmittel zur Kompressionstherapie" des Hilfsmittelverzeichnisses der gesetzlichen Krankenkassen sieht außerdem vor: 

  1. Medizinische Kompressionsstrümpfe haben bei regelmäßigem Tragen eine Lebensdauer von mindestens sechs Monaten, d.h. dem Patienten steht jedes halbe Jahr eine Neuverordnung zu.
  2. Es gibt keine starre Zuordnung von Kompressionsklassen zu bestimmten Diagnosen. Alle Kompressionsklassen - insbesondere auch die Kompressionsklasse 1 - können im Ermessen des behandelnden Arztes nach medizinischer Notwendigkeit verordnet werden.
  3. In Einzelfällen, beispielsweise wenn der Patient nicht in der Lage ist, Kompressionsstrümpfe der Kompressionsklassen 3 und 4 alleine anzuziehen, kann der Arzt zwei Strümpfe niedrigerer Kompressionsklassen verordnen, die übereinander getragen werden.
  4. Es wird zwischen Rundstrickprodukten zur Therapie von Venenerkrankungen sowie Flachstrickprodukten für die Therapie von Ödemen differenziert. Damit wird der besonderen Rolle der Flachstrickprodukte in der lymphatischen Versorgung Rechnung getragen.

www.eurocom-info.de 

Die Versorgung mit medizinischen Kompressionsstrümpfen

Rechtsratgeber für Leistungserbringer und Patienten

Weitere Infos zu Kompr.-Strümpfen finden Sie hier 

Alles für den Therapieerfolg bei Lymphödemen

Mit Kompressionsstrümpfen, die wirken und sich angenehm tragen. Fakt ist: Nur durch konsequente Einhaltung der Therapie kann eine Verschlimmerung der Erkrankung verhindert werden. Bei der Behandlung von Lymphödemen hat sich die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE) als erste Therapiephase bewährt und durchgesetzt. Sie bewirkt z. B. das Abfließen von Lymphstauungen, das Umstrukturieren von verändertem, verhärtetem Bindegewebe, das Aktivieren der Muskelpumpen etc.

Kompressionstherapie durch Kompressionsstrümpfe

KKL I (leicht) 18-21 mmHg 
KKL II (mittel) 23-32 mmHg 
KKL III (kräftig) 34-46 mmHg 
KKL IV (sehr kräftig) --über 49 mmHg

Die zweite Phase der Therapie (KPE Phase II) unterscheidet sich von Phase I vor allem in der Kompressionstherapie. Statt Bandagen erhält der Patient jetzt spezielle Kompressionsstrümpfe, die den Entstauungserfolg erhalten sollen. Diese sind meist individuell und in Flachstricktechnik gefertigt. Kompressionsversorgungen gibt es für Arme, Hände, Beine und Zehen.

Über die Kompressionsklasse (von I bis IV) und die Art der Versorgung entscheidet der behandelnde Arzt. Moderne Kompressionsstrümpfe z.B. bestehen aus Hightech-Fasern, sind angenehm zu tragen und zeigen eine hohe Luftdurchlässigkeit, was der Haut sehr zugute kommt.

Tips für eine erfolgreiche Kompressionstherapie:

  • Wichtig für den Erfolg der Kompressionstherapie ist eine umfassende Beratung durch Arzt und Sanitätsfachhandel sowie und ein korrektes Anmessen der Strümpfe. Dieses findet an vorgegebenen Messpunkten statt.
  • Um richtig wirken zu können, müssen Kompressionsstrümpfe genau sitzen. Jeder Patient sollte sich das korrekte An- und Ausziehen genau zeigen lassen und es bei der Erstversorgung mehrfach ausprobieren.
  • Praktisch sind An- und Ausziehhilfen, die – wie die Kompressionsstrümpfe auch – im ausgewählten Fachhandel erhältlich sind.
  • Wichtig ist das Beachten der Pflegeanleitungen: Denn nur richtig gepflegte Kompressionsstrümpfe bleiben in Form und können dauerhaften Therapieerfolg gewährleisten. 

Es gibt entgegen der Kassenmeinung keine starren Fristen zur Versorgung mit flachgestrickten Kompressionsversorgungen.

Eine Zweifachausstattung ist laut Hilfsmittelrichtlinie ( diese regelt dieses gesetzlich verbindlich) aus medizinischen und Hygienischen oder sicherheitstechnischen Gründen möglich. Die Gründe einer Mehrfachausstattung müssen auf dem Rezept auch so benannt werden, also Wechselversorgung aus hygienischen Gründen.

Nur eine Wechselversorgung ermöglicht eigenen bestimmungsgemäßen Gebrauch der Strümpfe, mit der täglich notwendigen Wäsche . Die Gewährleistung des Strumpfherstellers beträgt 6 Monate und sichert die zugesagten Eigenschaften des Produktes zu.  Werden ältere Versorgungen getragen im Wechsel mit der aktuellen, um zu Waschen und zu Trocknen, droht eine Verschlechterung des Ödembefundes , wenn der benötigte Druck nicht mehr gewährleistet ist.

Die Abwendung einer drohenden Verschlechterung kann ,mit auf das Rezept geschrieben werden. Ein Widerspruch mit Hinweis auf die gesetzlich bindende Hilfsmittelrichtlinie lohnt sich .Außerdem ist ein vollständiges Rezept mit den oben genannten Hinweisen notwendig, um eine Kostenzusage zu erreichen. Bei einem zusätzlichem Schreiben vom Arzt, auch auf drohende Verschlechterung und Mehrkosten hinweisen.


Armstrümpfe für Lymphödem Patienten

In Deutschland leiden etwa 4,5 Millionen Patient/innen an chronischen Lymphödemen. Dem steht sowohl qualitativ wie auch quantitativ eine Unterversorgung gegenüber. Meist ist die Erkrankung nicht heilbar. Durch eine spezialisierte Behandlung bestehen aber heute Möglichkeiten, eine erheblich verbesserte Lebensqualität zu erreichen. Neben einer speziellen lymphologisch-internistischen Behandlung sind in manchen Fällen auch damit abgestimmte plastisch-chirurgische Operationen sinnvoll, die in ein ganzheitliches Konzept eingebunden sein müssen.

Bei Frauen mit einem Armlymphödem nach Lymphknotenentfernung bei Brustkrebs kann in ausgewählten Fällen eine mikrochirurgische Lymphgefäss-Transplantation erfolgreich sein. Voraussetzung ist jedoch auch hier eine intensive konservative Vor- und Nachbehandlung. Durch spezielle neuentwickelte Verfahren ist es auch möglich, in diesen Fällen einen Brustaufbau mit Eigengewebe durchzuführen, wobei die Lymphabflusswege des Armes maximal geschont werden und somit nicht mit einer Verschlechterung des bestehenden Lymphödems zu rechnen ist. Die onkologische Zusammenarbeit erfolgt hier interdisziplinär im zertifizierten Brustzentrum des Uniklinikums Freiburg.

75 % aller Lymphödeme sind Armlymphödeme nach Brustkrebserkrankung. Nach der Diagnose Brustkrebs wird bei der folgenden Operation in Abhängigkeit von der Tumorart und seiner Größe entweder die ganze Brust entfernt oder der Tumor großzügig im Gesunden herausgenommen. Mit der gleichzeitigen Entfernung einiger Lymphknoten in der Achsel entsteht sofort ein Lymphstau im Arm.

Die meisten Patienten kompensieren den Schaden, etwa 10 % jedoch nicht. Das hat zur Folge, dass sich ein Armlymphödem entwickelt. Erste schmerzlose Schwellungen beobachten die Frauen an Hand und Arm gewöhnlich in den ersten 1-2 Jahren nach der Operation, danach immer seltener. Ein späteres Auftreten eines Armlymphödems kann bereits ein Hinweis für einen neu wachsenden bösartigen Tumor in der Achsel sein oder Folge einer Radiofibrose.

Das Armlymphödem beginnt in 80 % der Fälle an Unterarm und Hand und nur in 20 % am Oberarm. Es können betroffen sein: der Arm ohne die Hand, der Arm und die Hand, nur Unterarm und Hand oder nur der Oberarm. Es konnten Ödemverläufe beobachten werden, bei denen zunächst die Hand dick war, diese sich aber durch die Behandlung mit manueller Lymphdrainage und Kompression wieder völlig normalisierte. Leider gibt es auch Verläufe, die mit einem sehr starken Handlymphödem einhergehen, welches sich auf Grund ausgeprägter Bindegewebszubildungen nicht mehr völlig beseitigen lässt.

Unbehandelt schreitet das Armlymphödem erfahrungsgemäß langsam voran, und damit nimmt die Gefahr von Komplikationen zu. Deshalb ist eine manuelle Lymphdrainagebehandlung notwendig. Ein Kompressionsstrumpf muss zusätzlich nur getragen werden, wenn ein deutlich sichtbares Ödem vorliegt, welches im Tagesverlauf zunimmt und typische Beschwerden verursacht, d. h. wenn der Arm schwer und müde wird und spannt. Diese Bestrumpfung sollte morgens nach dem Aufstehen angezogen und bis zum Schlafengehen getragen werden.

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