Chronische Wunden stellen in der Bundesrepublik Deutschland ein großes gesundheitspolitisch relevantes Problem dar. Derzeit leiden in der BRD zwischen 3 bis 5 Millionen Menschen an einer chronischen Wunde. Diese Menschen sind durch Schmerzen, wiederkehrende Entzündungen, häufig notwendige Krankenhausaufenthalte und Arztbesuche in Ihrer Lebensqualität eingeschränkt.
Die chronische Wunde ist nicht einfach ein Hautdefekt, der mit einem Pflaster versorgt wird. Heilt eine Wunde nicht in normaler Zeit ab, liegt meist ein schwerwiegenderes Problem als Wundursache vor. Da es in Deutschland keine spezielle Facharztdisziplin für diese Patienten gibt, diese jedoch Kenntnisse in vielen Fachdisziplinen benötigen, ist es unser ausgewiesenes Anliegen die Zusammenarbeit ALLER, die an der Behandlung von Patienten mit chronischen Wunden beteiligt sind zu koordinieren und zu vernetzen. Dies beginnt beim einheitlichen Sprachgebrauch und endet bei der Therapie entlang von anerkannten Leitlinien.
Zu jeder Ursache gehört natürlich die richtige dazugehörige Therapie. Das kann von der Dehnung und Öffnung der Arterien bis zu der Kompressionstherapie für die Venen, über die gute Einstellung eines Blutzuckerspiegels bis zur regelmäßigen Lagerung / Bewegung reichen. Natürlich ist dazu eine phasengerechte , moderne Wundversorgung obligatorisch.
Unser großes Anliegen ist es, Patienten und ihre Angehörigen zu informieren, um Patienten die Möglichkeit zu geben, am Ziel, nämlich der Heilung einer Wunde, aktiv mitzuwirken.
Eine körperliche Wahrnehmung, die auf Missstände oder Schädigungen hinweist, ist der Schmerz. Wir sehen den Schmerz auf der einen Seite als guten Freund des Menschen , denn dieser ist ein wichtiges Signal des Körpers, das vor nachhaltigen Schäden warnt !
Ein Beispiel dazu :
Würde man einen festen oder spitzen Gegenstand in einem Schuh nicht bemerken, so entstünde in kurzer Zeit ein Druckgeschwür. Doch oft geht der Schmerz auf der anderen Seite über das normale, warnende Maß hinaus. Wir bemerken einen solchen Schmerz z. B bei akuten oder gar chronischen Schmerzen. Dafür bedarf es ein gutes Schmerzmanagement, das dem Entstehen von Schmerzen vorbeugt oder bestehende Schmerzen auf ein erträgliches Maß reduziert oder beseitigt. Schmerzen stellen eine der stärksten Belastung für den Patienten dar. Es handelt sich nicht nur um eine körperliche, sondern auch um eine seelische Belastung. Sie beeinflusst das Verhältnis des Patienten zu seiner Erkrankung negativ.
Schmerzauslöser können sein :
aber auch der Verbandswechsel (z.B. durch verklebende Verbandsstoffe oder angetrocknete Wundauflagen, zu schnelles Abziehen der Wundauflage)
Dies ist eine ernsthafte Beeinträchtigung und führt meist zu einer ablehnende Haltung gegenüber den Behandlungsprozess. Man sollte somit Maßnahmen ergreifen, um die Schmerzen zu vermindern und die damit seelische Belastung des Patienten möglichst gering zu halten. Gut ist es, den Patienten immer zu informieren, warum und was man macht und ihn in die Behandlung mit einzubeziehen.
• Den nozizeptiven Schmerz, er ist auf die Schädigung des Gewebes zurückzuführen
• Den neuropatischen Schmerz, er ist auf die Schädigung der Nerven zurückzuführen
• Den psychogenen Schmerz, der von Furcht und Angst ausgelöst wird
Zwei Arten unterscheidet man zusätzlich :
• Den akuten Schmerz der durch plötzliche Verletzung ausgelöst wird, ist klar zu lokalisieren
• Den akut-rezidivierenden (immer wiederkehrenden) Schmerz beim Verbandwechsel, bei der Wundreinigung und beim Debridement (Wundausschneidung)
• Den chronischen Schmerz hat Warnfunktion verloren, ist eine permanenten Empfindungsstörung und wird damit zu einer eigenen Erkrankung
Der Schmerz kann nicht durch Geräte messbar gemacht werden. Zudem empfindet jeder Mensch seinen Schmerz individuell. Zu einer erfolgreichen Schmerzbehandlung ist es wichtig und notwendig, über die Schmerzart (ziehend, klopfend, stechend, pochend) Schmerzdauer und die Schmerz stärke informiert zu sein.
Für die Schmerzstärke gibt es mehrere Schmerzskalen :
- Die numerische Skala :
Hier wird der Schmerz in einen Zahlenstrang eingeteilt und der Patient nennt den Zahlenwert, dem sein empfundener Schmerz entspricht. Diese Skala wirkt sehr genau, dennoch sollte man beachten, dass Patienten tagesform - abhängig den Schmerz anders empfinden und somit unterschiedliche Werte dabei raus kommen können.
Meist nennt man die Skala von 1 – 10 , wobei eins für geringen, kaum fühlbaren Schmerz steht und die zehn für das höchstschmerzhafte, nicht mehr erträgliche.
- Die verbale Skala :
Hier definiert der Patient seine Empfindung anhand von vorgegebenen Begriffen wie z. B keine, wenige, stärkere und starke Schmerzen.
- Die Smiley Skala :
Hier wird die Schmerzsituation durch symbolisierte Gesichter angegeben. Diese wird vom Patienten anmarkiert und gibt sehr anschaulich die Mimik der Symbole und damit den momentanen empfundenen Schmerz wieder. Dies ist ein guter Anhaltspunkt für ihre Selbsteinschätzung.
Wir achten darauf und besonders aussagekräftig ist die Feststellung, wann und bei welchen Bewegungen die Schmerzen auftreten und was ihnen zur Linderung verschafft. Außerdem ist es hilfreich, wenn der Patient ein Schmerztagebuch führt.
• Vorgehensweise absprechen
• Stressfreie Umgebung schaffen
• Fenster schließen, damit Zugluft vermeiden
• Bequeme Lagerung
• Unnötige Berührungen der Wunde und Wundumgebung vermeiden
• Längeres Freilegen der Wunde vermeiden
• Patienten häufig ansprechen
• b. Bdf. Pausen und Ablenkung einbauen
• Schmerzen ernst nehmen
• Stopp – Signale vereinbaren
Außerdem empfiehlt sich eine Anwendung von zeitgemäßen, stadiengerechten, feuchthaltenden und wundtypgerechten Wundauflagen. Nach Möglichkeit sollten Wundauflagen ohne Klebeflächen zum Einsatz kommen, um die schon schmerzempfindliche und gereizte Wundumgebung etwas zu schonen und schützen. Oft ist es unumgänglich ein Schmerzmittel (Analgetika) zu verabreichen. Hier sollten schmerzhemmende und schmerzstillende Medikamente vor dem Verbandswechsel gegeben werden. Die Medikation erfolgt auf ärztliche Anordnung.
Bei Dauerschmerzen richtet man sich nach dem Stufenplan zur Behandlung von Schmerzen (WHO) :
Stufe 1: Nichtopioidhaltiges Analgetikum (z.B. Novalgin, Paracetamol, Ibuprofen, Diclofenac)
Stufe 2 : Schwaches Opioid (z.B. Tramal, Valoron)
Stufe 3 : Starkwirksames Opioid (z.B. Schmerzpflaster, Morphine )
Während man die Stufe 1 mit Stufe 2 und Stufe 3 kombinieren kann , sollte man Stufe 2 mit Stufe 3 nicht kombinieren. Dieses hätte zur Folge, dass sich die Wirksamkeit fast aufhebt. Weitere Strategien können gezielte Kälte- oder Wärmeanwendungen sein (z.B. ein Coolpack bei einer Wundrose). Dadurch kann eine kühlende, schmerzstillende und abschwellende Wirkung erzielt werden. Auch zählen dazu Musik, Massagen, spezielle Lagerungen, Meditation, Atem- oder andere Entspannungstechniken, und Akupunktur (letztere erfordern Fachkräfte).
Die ausgefeilteste Strategie kann nicht die Zuwendung durch die Pflegekraft ersetzt werden ! Grundsätzlich sind Schmerzen ernst zu nehmen und man sollte dem Patienten Zuspruch und Aufmerksamkeit zukommen lassen. Bei zu stark auftretenden Schmerzen sollte man an Wundheilungsstörungen denken. Dazu im nächsten Kapitel mehr darüber.
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