Die Wunde ist seit Beginn der Menschheit ein Interessengebiet der gegenseitigen Hilfe, Pflege und der ärztlichen Tätigkeit. Kein Lebewesen ist vor Verletzungen der Hautoberfläche gefeit. Dass der menschliche Organismus die Fähigkeit zur Wundheilung besitzt, ist die wichtigste Voraussetzung jeglicher Therapie bei der Wundheilung. Das Phänomen der Wundheilung verhindert den Eintritt einer Infektion und schützt somit den Organismus des Menschen. Primitive Lebewesen sind zum Organersatz fähig. Säugetiere (dazu gehört der Mensch) ist dies verwehrt. Verletzungen und Komplikationen in der Wundheilung sind aus einer Notlage heraus Veranlassung zur Hilfeleitung von Mitmenschen für den Verletzten, seit es Menschen gibt. Man fand über 25.000 Jahre alte menschliche Knochen, die eine zweckmäßige Knochenbruchbehandlung aufwiesen. Daher kann man sagen, dass jeder Zeitabschnitt in der Geschichte auch ein Zeitabschnitt der Medizingeschichte beinhaltet. Von der einfachen Volksmedizin bis zur chirurgischen Behandlungsmaßnahmen sind Aufzeichnungen überliefert.
3200 bis 300 vor unserer Zeit -- also im alten Ägypten werden die Blutstillung durch Druck, die Anwendung des Glüheisens zur Gefäßverschließung (Ligatur) und Verbandstechniken in Papyrusurkunden berichtet.
1500 bis 500 vor unserer Zeit -- war die altsemitische Medizin , wie sie Susruta in der Ayur-Veda überlieferte, dort hatte die Wiederherstellungschirurgie einen hohen Stand.
700 bis 400 vor unserer Zeit -- einen besonders hohen Stand hatte die Medizin in der griechischen Antike. Einflüsse aus Klein- Asien, Ägypten vereinten sich in positiver Weise. Das bedeutende der griechischen Medizin war das Aufkommen der Medizin nach den Grundsätzen der Vernunft.
1200 v.u. Zt. bis zum Jahre 0 -- entnehmen wir der Bibel und dem Talmud den Kenntnisstand der altjüdischen Medizin. Im Talmud war die Vorschrift, dass sich ein Arzt sauber zu halten hat und man verlangte von ihm, die Wunden nicht mit den Händen zu berühren. Dies deutete auf eine gute, ärztliche Beobachtung und dient zur Prophylaxe einer Kontaktinfektion.
8. Jahrhundert vor Chr. -- in den Dichtungen des Homer werden hauptberufliche Ärzte wie Asklepios und deren Söhne (Machon und Podalei rios ) genannt.
550 bis 480 vor Chr. -- gab Heraklit der Wissenschaft eine Methode : Die Dialektik als Lehre von den allgemeinen Bewegungsgesetzen.
Für die Wundbehandlung war die Sauberkeit der Arzthand und die mögliche Vermeidung des Berührens von Wunden eine Regel. Eine weitere Empfehlung war die Anregung der körpereigenen Abwehrkraft mit Hilfe einer geeigneten Lebens- und Ernährungsweise. Die Blutstillung mittels Kompression und/oder eines Glüheisens und die Wundnaht bei klaffenden Wunden waren im Gebrauch.
Ein Beispiel zur Behandlung im trojanischem Krieg :
Patroklos fasste den Verwundeten unter die Brust, führte ihn in das Zelt, legte ihn auf eine Stierhaut, schnitt ihm mit dem Messer den scharfen Pfeil aus dem Schenkel. Er spülte dann mit lauem Wasser das schwarze Blut ab, zerrieb eine bittere Heilwurzel und streute sie auf die Wunde, bis das Blut ins Stocken geriet. Das zeigt uns heute, dass die schmerzlindernde Wirkung des Opium damals schon bekannt war.
Den Höhepunkt erreichte die Medizin und Chirurgie zur Zeit von Hippokrates. In einer Schriftensammlung aus 74 Büchern sind chirurgisch Traumatische Behandlungshinweise aufgeführt. Die griechischen Ärzteschulen legten die Berufspflicht des Arztes in einer Form des Hippokratischen Eides vor, wie er heute noch in Teilbereichen Gültigkeit hat.
300 vor Chr. -- der Schwerpunkt der Medizin verlagert sich nach Alexandria. In dieser Zeit ist die Erfindung der Gefäßligaturen ein bedeuten der Fortschritt. Die zunehmende römische Macht verlagerte auch die Medizin nach Rom.
25 vor bis 45 nach Chr. -- die Enzyklopädie von Cornelius Celsus hat das Wissen der damaligen Zeit übermittelt. 600 bis 1492 - setze eine arabische Periode der Medizinentwicklung ein. Ein Vertreter war Ibnsina, der die arabische Chirurgie in einem Handbuch zusammenfasste (Hauptmethoden des chirurgischen Handelns).
10.bis 12. Jahrhundert -- in Europa hatte die Chirurgie eher ein bescheidenes Dasein. Der Berufsstand war schlecht angesehen, eine primär Wundheilung war in Vergessenheit geraten – es galt die Sekundärheilung mit Eiterung.
12. Jahrhundert -- bedeutende Fortschritte wurden in Italien durch Padua und Bologna erreicht, durch eine anatomische Forschung an menschlichen Leichen, eine Ordnung des Ausbildungswesen erlassen wurde und das Studium der Chirurgie in die Ausbildung eingeschlossen wurde.
15. Jahrhundert -- die Chirurgie war in Deutschland durch den Stand des Wund- und Steinschneider wenig geachtet. Erst die Chirurgen Hieronymus Brunschwig und Hans von Gersdorff nutzen die Leistungen der italienischen und französischen Chirurgie.
1497 -- erschien das erste chirurgische Lehrbuch in deutscher Sprache von Brunschwig.
1517 -- Das „Feldbuch der Wundarzney“ stammt als weiteres Lehrbuch von Hans von Gersdorff. Dort ist die Verwendung von gipsähnlicher Masse zur Knochenbruchbehandlung erwähnt.
1493 bis 1541 -- Philip Theophrastus Bombastus von Hohenheim (genannt Paracelsus) erwarb sich Verdienste um die Entwicklung der Chirurgie. In seinen Schriften ging er auf das Verhältnis der Chirurgie zur übrigen Medizin ein. Er verwies auf die unsinnige Trennung.
1510 bis 1590 -- Ambrosius Pare ging in Frankreich aus dem Stand der Wundärzte als ein kritischer Beobachter und Reformator hervor. Er korrigierte durch Beobachtung alte Gewohnheiten. Eine neue Regel lautete z.B. : „Wunden brauchen Ruhe zur Heilung“ + „ Unterbinden des Gefäßes ist besser als Glüheisen“ Die Erfahrungen der Kriegschirurgie hatten einen wesentlichen Einfluss auf die Therapie komplizierter Wunden.
1878 -- Entdeckungen der Wundinfektionserreger durch Robert Koch
1898 -- Friedrich empfahl das Prinzip der Wundbehandlung, dass bis in die heutige Zeit gilt.
Die Wunde bleibt bis heute und in Zukunft eine Therapieherausforderung für Pflegekräfte und Ärzte !!