„Gefühle und Bedürfnisse ehrlich auszusprechen und sich darüber auszutauschen, kann den Umgang mit einer chronischen Erkrankung erleichtern.“
Hitzegefühl, Schmerzen im Unterschenkel und rötliche / bläuliche Verfärbung der Haut – all das können Symptome einer Thrombose sein. Löst sich ein Blutgerinnsel (Thrombus) von der Gefäßwand und verstopft Gefäße, drohen lebensgefährliche Folgen wie Lungenembolie. Häufig entstehen Thrombosen in den tiefen Beinvenen. Schätzungen zufolge leiden in Deutschland mehr als 900.000 Menschen an den Folgen einer Thrombose – selbst junge und gesunde Menschen können daran erkranken. (1) Am 13. Oktober 2024 findet der jährliche Welt-Thrombose-Tag statt. Ziel ist es, das Wissen über erste Anzeichen und geeignete Prophylaxemaßnahmen in der Öffentlichkeit bekannter zu machen. Auch bei Michael Hostettler wurden in den letzten 20 Jahren drei Thrombosen diagnostiziert. Im Interview mit dem Medizinprodukte-Hersteller medi berichtet er über die Behandlung seiner Erkrankung und was er anderen Betroffenen rät.
Lieber Herr Hostettler, wann wurde bei Ihnen das erste Mal eine Thrombose festgestellt?
„Das war im Jahr 2005. Ich hatte eine seltene Schwellkörperthrombose und fürchterliche Schmerzen im Genitalbereich. Die Diagnose ist aber erst eine Woche später mit einer Magnetresonanztomografie (MRT) erfolgt. Daraufhin habe ich blutverdünnende Medikamente bekommen. Bis zu einer Rückenoperation im Jahr 2011 hatte ich keinerlei weitere Probleme.“
Welche Art von Thrombose wurde dann diagnostiziert?
„Nach der besagten Rückenoperation hatte sich eine Nervenwurzelentzündung entwickelt, weshalb ich die meiste Zeit ans Bett gefesselt war und nur kurze Spaziergänge unternehmen konnte. Gerinnungshemmende Medikamente habe ich zu der Zeit nicht erhalten. Ich verspürte plötzlich beidseitig Schmerzen in den Waden bis in die Fußsohle, ähnlich einem starken Muskelkrampf – aber keine der typischen Thromboseanzeichen war zu sehen wie Rötung oder Überwärmung. Am selben Abend bei einem Spaziergang in schönster Schnee-Landschaft waren meine Schmerzen wieder verschwunden. Allerdings fühlte ich mich recht schlapp und dachte, ich bekomme eine Grippe oder Erkältung. Als sich mein Zustand am nächsten Tag verschlimmerte und ich vollkommen kraftlos war, gleichzeitig aber beschleunigten Puls hatte, bin ich in eine Notfall-Praxis gegangen. Die Mitarbeitenden dort haben sofort den Ernst der Lage erkannt, eine Röntgen-Thorax-Aufnahme gemacht und meine D-Dimere im Blut bestimmt (= thrombogene Marker). Beides hat auf eine Lungenembolie hingewiesen und ein Rettungswagen brachte mich in die nächstgelegene Klinik.“
Wie wurden Sie dort behandelt?
„Mithilfe einer Computertomografie (CT) wurde eine parazentrale Lungenembolie festgestellt. Morgens und abends habe ich hochdosiertes Heparin gespritzt bekommen. Zwei Jahre später habe ich wieder eine Unterschenkelthrombose bekommen. Da war mir klar: Ich werde mein Leben lang auf Therapie angewiesen sein.“
Wie haben Sie sich damit gefühlt?
„Da ich beruflich medizinischer Studienkoordinator bin, kenne ich mich in der Medizin ein wenig aus und wusste Bescheid über die Ursachen und Gefahren von Thrombosen. Aus diesem Grund bin ich nicht aus allen Wolken gefallen und habe die Nachricht relativ nüchtern aufgenommen. Einfach war es aber nicht! In dieser Zeit hat mir vor allem meine Frau den Rücken gestärkt und mich moralisch unterstützt. Dafür bin ich sehr dankbar!“
Tragen Sie seitdem auch täglich Ihre medizinische Kompression?
„Bis letztes Jahr habe ich sie nur getragen, wenn ich lange stehen musste – medizinisch gesehen war es nicht notwendig. Im Lauf der Jahre hat sich aber ein gummiartiges Ödem am Unterschenkel gebildet, das ich eindrücken konnte. Die Delle verschwand teilweise erst nach 30 Minuten wieder. Vor allem im Sommer 2023 hat sich der Zustand stark verschlechtert, meine Haut war rötlich-blau verfärbt und jede noch so kleine Verletzung hat ungewöhnlich lange gedauert, bis sie verheilt ist. Zudem hatte ich starke Schmerzen in den Beinen. Aufgrund der sich abzeichnenden chronisch venösen Insuffizienz riet mir meine Ärztin, die medizinischen Kompressionsstrümpfe ab sofort täglich zu benutzen. Heute trage ich sie aus Überzeugung, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass sie mir helfen und meine Beschwerden lindern. Ich fühle mich besser, habe keine Schmerzen und meine Dellen sind kaum mehr sichtbar.“
Welche medizinische Kompression tragen Sie?
„Ich trage rundgestrickte Schenkelstrümpfe von medi in der Kompressionsklasse II. Bei kürzeren Hosen, wenn die Kompression sichtbar ist, kommt mediven cotton mit 27 Prozent reinem Bio-Baumwollanteil zum Einsatz, weil das Material nicht glänzt. Ansonsten wähle ich mediven plus. Beide Qualitäten tragen sich sehr gut – der Komfort hat mich überzeugt!“
Wie empfinden Sie es, als Mann medizinische Kompression zu tragen?
„Lange habe ich nicht offen über meine chronische Krankheit und damit einhergehend über meine Sorgen und Ängste gesprochen. Ich habe aber gemerkt, Gefühle und Bedürfnisse ehrlich auszusprechen und sich darüber auszutauschen, kann entlasten und den Umgang mit der schwierigen Situation erleichtern. Ich bin davon überzeugt, dass Offenheit viele Missverständnisse im Vorfeld klären kann. Heute stehe ich zu meiner chronisch venösen Insuffizienz: Seit Kurzem gehe ich im Sommer bei entsprechendem Wetter mit Shorts und medizinischer Kompression aus dem Haus. Als Mann erntet man oft komische Blicke, die am Selbstvertrauen kratzen. Bei einer Frau kann die Kompression auch als normale Strumpfware angesehen werden. Aber der Zuspruch und Austausch mit anderen Betroffenen auf Social Media hat mich bestärkt, den Schritt nach vorne zu gehen und selbstbewusst zu meiner Erkrankung und zu meiner medizinischen Kompression zu stehen. Bisher hat mich tatsächlich nur mein Vorgesetzter darauf angesprochen.“
Was war seine Reaktion?
„,Sieht schick aus!‘ Da war ich perplex und wusste gar nicht, was ich darauf sagen sollte. Man muss sich immer vor Augen führen: Für alle Beteiligten ist die Situation ungewohnt, auch dein Gegenüber ist sich unsicher und fragt sich ,Darf ich das ansprechen?‘ Aber nur durch Neugierde und eine offene Kommunikation gelingt ein ehrlicher Austausch. Ich kann allen Betroffenen nur raten, sich aus der Komfortzone zu wagen und mutig zu sein. Vielleicht die medizinische Kompression anfangs nur im Bekanntenkreis zeigen und sich dann schrittweise nach vorne in die Öffentlichkeit tasten. Es müssen nicht gleich kurze Hosen und medizinische Kompression sein – Männer wie Frauen können ihre Hose auch erst einmal etwas hochkrempeln, sodass die Versorgung leicht hervorspitzt. Je mehr Betroffene zu ihrer medizinischen Kompression stehen, desto mehr Verständnis kann insgesamt aufgebaut werden.“
Herzlichen Dank für das Gespräch!
Quellen:
Surftipps:
www.medi.de/haendlersuche
www.medi.de/produkte/highlights/vielfalt-venentherapie/
www.medi.de/diagnose-therapie/thrombose/
www.medi.de/diagnose-therapie/thrombose/beinvenenthrombose/
www.medi.de/diagnose-therapie/lipoedem/erfahrungen/modebloggerin-sprott/
www.medi.de/diagnose-therapie/thrombose/erfahrungen-pille-john/
www.medi.de/diagnose-therapie/thrombose/erfahrungen-vier-etagen-thrombose-bagceci/
Zweckbestimmungen mediven® plus | mediven® cotton: Rundgestrickter medizinischer Kompressionsstrumpf zur Kompression der unteren Extremitäten, hauptsächlich bei der Behandlung von Erkrankungen des Venensystems.
Infokasten:
medi – ich fühl mich besser. Für das Unternehmen medi leisten am Standort Bayreuth rund 1.800 Mitarbeitende (weltweit rund 3.000) einen maßgeblichen Beitrag, dass Menschen sich besser fühlen. Das Ziel ist es, Anwender:innen und Patient:innen maximale Therapieerfolge im medizinischen Bereich (medi Medical) und darüber hinaus ein einzigartiges Körpergefühl im Sport- und Fashion-Segment (CEP und ITEM m6) zu ermöglichen. Die Leistungspalette von medi Medical umfasst medizinische Kompressionsstrümpfe, adaptive Kompressionsversorgungen, Bandagen, Orthesen, Thromboseprophylaxestrümpfe, Kompressionsbekleidung, orthopädische Einlagen und digitale Gesundheitslösungen. Zudem fließt die langjährige Erfahrung im Bereich der Kompressionstechnologie auch in die Entwicklung von Sport- und Fashion-Produkten mit ein. Der Grundstein für das international erfolgreiche Unternehmen wurde 1951 in Bayreuth gelegt. Heute liefert medi mit einem Netzwerk aus Distributoren sowie eigenen Niederlassungen in über 90 Länder der Welt. www.medi.de, www.item-m6.com, www.cepsports.com
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