Der Begriff Diabetes mellitus kommt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie "honigsüßer Durchfluss". Als Diabetes wird eine Gruppe von Stoffwechselerkrankungen bezeichnet, die allesamt zu erhöhten Blutzuckerwerten (Hyperglykämie) führen.
Das Hormon Insulin wird in den Langerhans'schen Inseln der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) gebildet. Alle Körperzellen benötigen Insulin, um Zucker (Glukose) aus der Blutbahn aufnehmen zu können. In der Zelle wird der Zucker dann zu einer anderen Energieform umgewandelt,"verbrannt". Können Zellen keinen Zucker aufnehmen, steigt die Glukosekonzentration im Blut. Ein hoher Blutzuckerspiegel - wie bei Diabetes mellitus - aber schädigt auf Dauer empfindliche Zellen. Für eine dauerhaft hohen Blutzuckerspiegel gibt es je nach Diabetes-Typ verschiedene Ursachen.
Typ-1-Diabetes:
Typ-1-Diabetes entsteht durch einen Mangel am Hormon Insulin.Bei Typ-1-Diabetikern zerstören körpereigene Abwehrstoffe (Antikörper) die Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse. Die Insulinproduktion sinkt und bleibt schließlich ganz aus. Warum der Körper diese Antikörper bildet, ist unklar. Genetische Faktoren scheinen eine Rolle zu spielen.
Typ-2-Diabetes:
Bei Typ-2-Diabetikern ist die Empfindlichkeit der Körperzellen für Insulin herabgesetzt (Insulinresistenz). Sie brauchen viel mehr Insulin, um Glukose aus dem Blut aufnehmen zu können, als die Zellen gesunder Menschen. Die Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse schütten darauf vermehrt Insulin aus. Auf Dauer werden sie überlastet, wodurch die Insulinproduktion immer mehr abnimmt. Er ist in den meisten Fällen eine Wohlstandskrankheit und Folge verschiedener Risikofaktoren :
Sehr häufig tritt der Typ-2-Diabetes in Verbindung mit dem metabolischem Syndrom auf. Darüber hinaus gibt es Medikamente, die in den Zuckerstoffwechsel eingreifen, und einen Diabetes auslösen können (sog. diabetogene Medikamente).
Schwangerschaftsdiabetes:
Ein Gestationsdiabetes entsteht, weil die Schwangerschaft das Gleichgewicht zwischen blutzuckererhöhenden Hormonen und dem blutzuckersenkenden Hormon Insulin stört. Die Bauchspeicheldrüse muss also immer größere Mengen an Insulin produzieren. Reicht diese Steigerung der Produktion nicht aus, um den erhöhten Insulinbedarf zu decken, entwickelt sich der Schwangerschaftsdiabetes.
Sekundärer Diabetes:
Insulin ist das einzige Hormon im Körper, das den Blutzuckerspiegel senken kann. Ihm gegenüber stehen aber eine Reihe von Hormonen, die den Blutzucker steigen lassen. Dazu zählen beispielweise die Schilddrüsenhormone T3 und T4, das Wachstumshormon, Kortison und Adrenalin. Ein Ungleichgewicht zwischen diesen Hormonen und Insulin kann zu Diabetes mellitus führen. Die Ursachen für ein solches Ungleichgewicht sind beispielsweise eine Hormoneinnahme oder Tumoren, die vermehrt Hormone bilden. Da Insulin außerdem in der Bauchspeicheldrüse produziert wird, können Erkrankungen dieses Organs, wie eine Bauchspeicheldrüsenentzündung oder Bauchspeicheldrüsenkrebs ebenfalls zu Diabetes mellitus führen.
Normale und krankhafte Blutzuckerwerte: Der Blutzucker liegt normalerweise nüchtern unter 100 mg/dl (Milligramm pro Deziliter). Er steigt nach dem Essen (postprandial) auf maximal 130 mg/dl an. Man spricht also bei von normalen Werten wenn der Wert zwischen 80 – 120 bewegt. Werte darüber können auf eine gestörte Zuckerverwertung (gestörte Glukosetoleranz) oder einen Diabetes mellitus hindeuten. Um dies herauszufinden, ist ein oraler Glukosetoleranztest (oGTT) nötig. Die Diagnose des Diabetes mellitus wird anhand einer Messung des Nüchternblutzuckers (Glukose-Konzentration im Blut) und durch einen Glukosebelastungstest (oGTT) gestellt. Bei beiden Diabetes-Formen (Typ-1 und Typ-2- Diabetes ) können sich Folgeerkrankungen durch schlecht eingestellte Blutzucker-Werte entwickeln. Denn zu viel Blutzucker schädigt auf Dauer die Gefäße und führen zu Erkrankungen vorwiegend an Augen, Nieren, Nervensystem, Herz, Gehirn und Gefäßen (Arterienverkalkung-Arteriosklerose).
Es gibt zwei wesentliche Formen des Diabetes:
Typ-1-Diabetes:
Dies ist der klassische Insulinmangel-Diabetes, der meist schon im Kindes- oder Jugendalter beginnt. Er wurde daher früher auch jugendlicher (oder juveniler) Diabetes genannt.
Typ-2-Diabetes:
Typ-2-Diabetes wurde früher auch als Altersdiabetes bezeichnet, da er meist erst im Erwachsenenalter beginnt. Heute trifft der Altersdiabetes aber auch bereits übergewichtige Jugendliche und sogar Kinder. Der Typ-2-Diabetes ist die häufigste Form des Diabetes mellitus. Er macht über 90 Prozent der Diabetes-Erkrankungen in Deutschland aus. Beide Diabetes-Formen (Typ-1 und Typ-2) können familiär gehäuft vorkommen. Stellen wir uns die 2 häufigsten Diabetes– Formen mal gegenüber :
Typ-1-Diabetes Typ-2-Diabetes Häufigkeitca. 5 % aller Diabetes-Fälle> 90 % aller Diabetes-Fälle EntstehungInsulinmangel aufgrund Autoimmunerkrankung (Antikörper zerstören Insulin-produzierende Zellen)Insulinresistenz (Körperzellen zunehmend unempfindlich gegenüber Insulin) bzw. gestörte Insulinausschüttung Beginnmeist im Kindes- oder Jugendaltermeist im Erwachsenenalter Familiäre Häufunggeringtypisch Körpergewichtmeist normalgewichtigmeist übergewichtig Stoffwechsellabilstabil Therapielebenslange InsulintherapieGewichtsabnahme, mehr Bewegung, Ernährungsumstellung, orale Blutzuckersenker; Insulintherapie erst als letzte Option
Sekundärer Diabetes:
Ein sekundärer Diabetes kommt sehr selten vor und ist die Folge anderer Krankheiten. Dazu zählen: Ursache Beschreibung Erkrankung der Bauchspeicheldrüse. Eine chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse (chronische Pankreatitis) kann zu einem Funktionsverlust der Bauchspeicheldrüse führen. Die Hauptursache der chronischen Pankreatitis ist der Alkoholmissbrauch. Ein Diabetes entwickelt sich aber erst, wenn etwa 90 Prozent der Insulin produzierenden Zellen zerstört sind. Erkrankungen der hormonproduzierenden DrüsenViele Hormone erhöhen den Zuckerspiegel im Blut. Dazu zählen beispielsweise Schilddrüsen- und Wachstumshormone oder Kortison. Bildet der Körper krankheitsbedingt zu viel von diesen Hormonen, kann es zu einem Diabetes kommen. Mögliche ursächliche Krankheiten sind eine Schilddrüsenüberfunktion, ein Cushing-Symdrom oder die Überproduktion von Wachstumshormonen (Akromegalie). MedikamenteBestimmte Medikamente können zu Diabetes führen (diabetogene Medikamente). So kann etwa die langjährige Einnahme von Kortison ein exogenes Cushing-Symdrom verursachen und der Grund für die Entwicklung von Diabetes sein. Weitere Medikamente, die als Nebenwirkung einen Diabetes verursachen können, sind beispielsweise Schilddrüsenhormone oder bestimmte Entwässerungsmittel (Thiazid-Diuretika).
Schwangerschaftsdiabetes:
Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) tritt während der Schwangerschaft auf und verschwindet dann meist wieder. Er zählt zu den häufigsten schwangerschaftsbegleitenden Erkrankungen. Er tritt bei etwa ein bis fünf Prozent aller Schwangeren auf. Frauen, die während einer Schwangerschaft an dieser Form des Diabetes leidet, entwickeln später in den folgenden Jahren oft einen Typ-2 Diabetes.
LADA-Diabetes:
LADA-Diabetes (Latent Autoimmune Diabetes of Adults) ist eine Sonderform des Diabetes mellitus vom Typ 1. Betroffen sind vor allem Menschen im Alter zwischen 25 und 40 Jahren. Oft lässt sich diese Diabetes-Form über mehrere Monate bis Jahre mit einer Diät oder Tabletten behandeln. Ansonsten weist LADA alle übrigen Merkmale eines Typ-1-Diabetes auf. Im Blut sind Antikörper nachweisbar, welche die Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse zerstören.
MODY-Diabetes:
Bei MODY (Maturity Onset Diabetes of the Young) handelt es sich um eine Form der Diabetes, die sich bei jungen Menschen (unter 25 Jahren) entwickelt. MODY ist selten; nur etwa jeder hundertste Diabetiker ist von ihr betroffen. Ursache sind bestimmte Gen-Defekte. MODY-Diabetes ist daher vererbbar. Der Verlauf ist mild - die Zellen der Bauchspeicheldrüse produzieren meist noch viele Jahre lang Insulin.
Folgende Symptome können sowohl beim Typ-1-Diabetes als auch beim Typ-2-Diabetes auftreten:
Die Symptome bei Diabetes mellitus Typ 1 entwickeln sich relativ schnell, innerhalb von einigen Tagen bis wenigen Wochen. Es kommt vor allem zu Gewichtsverlust, Unwohlsein, quälendem Durst, verstärktem Wasserlassen bis hin zu einem diabetischen Koma mit Bewusstseinsverlust (Ketoazidose).
Typ-2-Diabetes:
Die Symptome bei Typ-2-Diabetes entwickeln sich meist über einen viel längeren Zeitraum (mehrere Jahre) als bei Typ-1-Diabetes. Lange Zeit treten keine oder nur geringe Beschwerden auf. Deshalb bleibt der Typ-2-Diabetes oft lange unentdeckt. Manchmal weisen erst Folgeerkrankungen auf die Stoffwechselstörung hin.
Das Risiko für solche Diabetes-Folgeerkrankungen ist umso geringer, je besser der Blutzucker eingestellt ist. Der HbA1c- Wert ("Blutzuckergedächtnis") liefert ein grobes Bild, wie gut der Blutzuckerspiegel in den letzten Wochen eingestellt war. Neben dem Blutzucker ist auch die Einstellung des Blutdruckes auf gesunde Werte wichtig. Diabetes-Folgeerkrankungen treten meist erst nach einigen Jahren auf. Bleibt bei Typ-2- Diabetes die Erkrankung allerdings jahrelang unentdeckt, können schon zum Zeitpunkt der Diagnose solche Komplikationen vorhanden sein.
Typ-2- Diabetes:
Bei Typ-2- Diabetes weiß man sehr gut, was die Zuckerkrankheit verursacht. Diabetes Typ-2 ist eine Wohlstandskrankheit. Übergewichtige Menschen haben ein erhöhtes Risiko für diese Diabetes-Form. Achten Sie auf Ihr Gewicht und bewegen Sie sich regelmäßig. Dies ist insbesondere wichtig, wenn in Ihrer Familie bereits Typ-2-Diabetes vorkommt. Richtige Ernährung und Bewegung sind somit nicht nur wichtige Therapiebausteine, sondern senken auch das Krankheitsrisiko.
Schwangerschaftsdiabetes:
Auch einen Schwangeschaftsdiabetes können Sie vorbeugen. Übergewicht erhöht das Risiko für einen Gestationsdiabetes. Jede Frau sollte daher in der Schwangerschaft von Anfang an auf eine gesunde Ernährung achten und nicht für zwei essen. Versuchen Sie, nicht zu viel zuzunehmen. Dabei hilft Ihnen auch körperliche Betätigung. Anderen Risiken für einen Schwangerschaftsdiabetes (wie familiäre Belastung, Alter über 35 Jahre) lässt sich nicht oder nur bedingt vorbeugen.
Weder die gestörte Nüchternglykose noch eine gestörte Glukosetoleranz führen zwangsläufig zu Diabetes mellitus. Viele Untersuchungen haben gezeigt, dass regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung und Abnehmen bei Übergewicht die Blutzuckerwerte wieder normalisieren können. Mit einer gesunden Lebensweise lässt sich somit einem Diabetes vorbeugen. Allerdings sind die Diabetes-Vorstufen auch ein Risikofaktor für Gefäßveränderungen, beispielsweise die koronare Herzkrankheit (KHK).
Die Therapie hängt davon ab, ob ein Typ-1-Diabetes, Typ-2- Diabetes, Schwangerschaftsdiabetes oder sekundärer Diabetes mellitus vorliegt.
Bei optimaler Therapie ist auch mit Diabetes mellitus eine normale Lebenserwartung möglich.
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