Infektionen

Wundinfektionen :

Definition :

„infectio“kommt von lat. inficere und bedeutet : färben, beflecken, verunreinigen. Eine Infektion entsteht durch Übertragen, haften bleiben und Eindringen von Mikroorganismen (Erreger) in einen Makroorganismus (z.B. dem Menschen). Die Infektion ist die Dysbalance zwischen Keimbesiedelung und lokalen und systemischen körpereigenen Abwehrmechanismen. Die Infektion stellt eine häufige und zugleich schwerwiegende Komplikation der Wundheilung dar.


Man unterscheidet :

- lokale Infektion → auf die Wunde beschränkt

- fortgeleitete Infektion → im Bindegewebe oder innerhalb von Lymphgefäßen ausbreitend

- oberflächliche Infektion → beschränkt auf die Haut und das subcutane Fettgewebe

- tiefe Wundinfektion

Wundinfektionen können zu schwerwiegenden Komplikationen führen. Ausgehend von Wunden kann sich eine Blutvergiftung (Sepsis) bzw. systemische Allgemeininfektion (in den Gefäßen) entwickeln.

Wir unterscheiden :

Besiedelung : ist die physiologische, symptomlose Anwesenheit von Mikroorganismen in Geweben (z.B. Darmflora)

Kontamination : hier sind einzelne Bakterien im Gewebe vorhanden, die aber die Wundheilung nicht beeinträchtigen

Kolonisation : ist die symptomlose Anwesenheit von Mikroorganismen in Geweben, in denen sie normalerweise nicht vorkommen, sie beeinträchtigen die Wundheilung nicht, geruchslos

Kritische Kolonisation: Dies ist die Zwischenstufe zwischen der Kolonisation und der Infektion. Es ist eine weitere Vermehrung der Bakterien zu verzeichnen, die nach und nach die Wundheilung immer mehr beeinträchtigt

Infektion : ist eine Symptome verursachende entzündliche Reaktion des Organismus auf die Anwesenheit von Mikroorganismen (Bakterien, Pilze, Viren), die sich stark vermehrt haben in Geweben, in denen die Mikroorganismen normalerweise nicht vorkommen, sie beeinträchtigen die Wundheilung, ein Geruch ist vorhanden

Unter den Erregern von Wundinfektionen dominieren die Bakterien. In der heutigen Zeit, wo Antibiotika großzügig und häufig kritiklos eingesetzt werden , ist jedoch eine zunehmende Rolle von Pilzinfektionen zu registrieren. Außerdem fördert dieses die Resistenzbildung der Bakterien. Häufig sind in einer Wunde mehrere Erreger nachweisbar. Man spricht dann von einer Mischinfektion.

Symptome : Wir können eine Infektion an den 5 klassischen Entzündungszeichen mit unterschiedlicher Ausprägung erkennen.

Diese sind :

lokale Zeichen :

1.) Rötung (Rubor)

2.) Schwellung (Tumor)

3.) Schmerzen (Dolor)

4.) Überwärmung (Calor)

5.) Bewegungseinschränkung ( Fehlfunktion – Functio laesa)

Systemische Zeichen :

1.) Fieber

2.) Unwohlsein

3.) Mattigkeit

4.) Schüttelfrost

5.) Bestimmte Laborwerterhöhung (z.B. Leukozyten, CRP, Blutsenkung)

Der begleitende Wundgeruch (Foetor) und die Beschaffenheit (Konsistenz) + Menge der Wundflüssigkeit ( Exsudat) sind ja nach Wundkeim unterschiedlich, meistens aber typisch. Es kann auch ein Fibrinbelag möglich sein.

Reaktionskette der Entzündung : Steigerung der Durchblutung → Rötung Immunabwehr gestartet durch verletzte Zellen und eingedrungene Bakterien, Wundödem → Schwellung, Exsudat (Wundflüssigkeit), Druck auf Nerv → Schmerz, Bewegungseinschränkung. Der Körper reagiert mit lokalen und systemischen Abwehrmechanismen.

Einteilung :

nach der Übertragbarkeit des Erregers :

direkte Infektion : von Mensch zu Mensch , z.B. durch Tröpfcheninfektion, Kontaktinfektion

indirekte Infektion : über Zwischenträger oder Zwischenwirte (Vektoren)

nach dem zeitlichen Ablauf :

foudroyant – blitzschneller Beginn, schwerster Verlauf, oft tödlich

akut – plötzlicher Beginn, fieberhafter Verlauf über Tage

chronisch – allmählicher Beginn, mit leichter Temperaturerhöhung eingehender Verlauf über Wochen, Monate bis Jahre

rezidivierend – wiederholt auftretend, meist mit akut verlaufenden, fieberhaften Krankheitsschüben

latent – symptomlose Phasen über Monate bis Jahre

Der Biofilm: Dies ist eine Lebensgemeinschaft von Mikroorganismen an einer Grenzfläche (Darm, Haut, Katheter, Prothese,Wunde) in einer 3- dimensonalen Keimschicht (Matrix). Dadurch kommt es zu ein verringertes Eindringen (Penetration) von Antibiotika in die Biofilm-Matrix. Dies hat zur Folge, dass sich die Wirksamkeit von Antibiotika durch das veränderte Mikroklima reduziert. D.h. auf alle Fälle muss dieser Biofilm mittels Debridement (siehe → Therapien) entfernt werden.

Spezielle Infektionen :

Aerobe (mit Erreger, die O2 zum Leben brauchen) Infektionen :

- Abzess

- Follikulitis (Entz. der Haarfollikel)

- Furunkel (Entz. Der Haarfollikel + seiner Talgdrüse)

- Karbunkel (Entz.aus flächenhafte, mehreren benachbarten Furunkel bestehend)

- Erysipel (Wundrose- Entz. der Haut und des Unterhautzellgewebes, die auf Lymphwege zur Ausbreitung neigt)

- Lymphangitis (Entz. der Lymphgefäße)

- Infektionen der Hand

- Phlegmomöse Weichteilinfektionen (Entz. Des Zellgewebes, flächenhaft, fortschreitend)

Anaerobe (Erreger,die kein O2 brauchen+ leben) Infektionen :

- bakterielle Gangrän, Streptokokkengangrän (Entz. + Zelluntergang durch Minderdurchblutung)

- Clostridienmyositis (Gasbrand)

- die nekrotisierende Fasziitis (Entz. + Zelluntergang der Faszie)

- Tetanus (Wundstarrkrampf)

- Sepsis (Blutvergiftung)

Therapie :

- Wundabstrich (Cave : Infektverschleppung verhindern)

- ggf. Biopsie oder PE (Probeexzision)

- Debridement zur Keimreduktion

- Wundspülung durch lokale Antiseptika wie z.B. Octenisept, Lavasept, Prontosan

- testgerechtes, orales (durch den Mund) oder systemisches (über die Vene) Antibiotika

- steriler Verbandswechsel

- Antibakteriell wirkende Wundauflagen (siehe → Wundauflagen)

- Unterbrechung der Infektkette durch

a.) Desinfektion (Abtötung / Inaktivierung vieler Mikroorganismen, z.B. Hände) und

b.) Sterilisation ( Abtötung / Inaktivierung aller Mikroorganismen, z.B. Instrumente)

- Übertragungswege vermeiden (z.B. Mundschutz bei Tröpfcheninfektion, Handschuhe bei Konaktinfektion) durch fachgerechte, konsequente Hygienemaß nahmen → die Hände sind das meistgenutzte Instrument im zwischenmenschlichem Kontakt !! Das Ziel aller Hygienemaßnahmen ist der Schutz der Patienten vor Infektion und Kontamination.

- Keine Semiokklusionsverbände / Semiokklusionstherapie ! (siehe → Wundauflagen)

- keine Lokalantibiotika !

- keine unerlaubten oder unwirksamen Wirkstoffkombinationen !(Verbände)

- ursächliche Wundbehandlung !!!

Bei Infektionsverdacht gilt es vor Therapiebeginn einen Abstrich auf pathogene Keime zu entnehmen.

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